Dezember 2007 (Gesamtkilometer im Dezember: 540)
147. Tag: 1.12. Bummeln und Stempelsammeln in Berlin 24 km 148. Tag: 2.12. Museumsbesuche in Berlin 16 km 149. Tag: 3.12. Berlin/Zehlendorf - Potsdam Werder (Havel) ; (mit leichtem Gepäck!) 26 km 150. Tag: 4.12. Geschäftebummel durch Berlin, abends "Schlaraffia Potsdamia" 15 km 151. Tag: 5.12. Werder (Havel) - Brandenburg/Kirchmöser 47 km (notgezwungener Krachertag! Rekord dieser Reise!)
152. Tag: 6.12. Brandenburg/Kirchmöser - Genthin (zurück nach Kirchmöser mit der Bahn) 26 km
153. Tag: 7.12. Genthin - Parchauer See (Biwaklager nach Parchau) 34 km (notgezwungenes Kracherlager!)
154. Tag: 8.12. Parchauer See - Magdeburg 37 km
155. Tag: 9.12. Magdeburg - kurz vor Erxleben (Wasserscheide Elbe : Weser) 36 km
156. Tag: 10.12. vor Erxleben - Königslutter 41 km (weihnachtsbezogener Krachertag!)
157. Tag: 11.12. Königslutter - Braunschweig 26 km
158. Tag: 12.12. Braunschweig - Schellerten 34 km
159. Tag: 13.12. Schellerten - Hildesheim - Klein-Eschede 22 km
160. Tag: 14.12. Klein-Escheide - Lauenstein vor dem Ith ( nach Bodenwerder mit Willi Tacke) 28 km
161. Tag: 15.12. Bodenwerder bei Hella und Willi Tacke 6 km
162. Tag: 16.12. Bodenwerder - Steinheim (mit leichtem Gepäck!) 40 km (heimatbezogener Krachertag)
163. Tag: 17.12. (Steinheim) Bad Meinberg - Paderborn 29 km
164. Tag: 18.12. Paderborn - Bad Wünnenberg 28 km
165. Tag: 19.12. Bad Wünnenberg - Brilon - Altenbüren ( 14.50 h Einmarsch in Altenbüren) 25 km
ENDSTAND
Gesamt gelaufene Kilometer der Petersburger Pilgerreise: ................................................................. 2926 km Start in St. Petersburg: Sonntag, 8. Juli 2007, 8.30h Ankunft in Brilon - Altenbüren: Dienstag, 19. Dezember 2007; 14.50h
Die Gesamtstatistik und wie es weitergeht mit meiner Reise, befindet sich am Ende der Dezemberseite.
Im Winter ist gut Wandern! Endlich ein Foto von hinten! Polen verdeckt St. Petersburg.
147. Tag Samstag, 1.12.2007, 24 km
Berlin zu Fuss
Ausgiebiger Spaziergang durch Berlin. Was kommen da Kilometer zusammen!!! Unter den Linden haben die Berliner einen "Weihnachtsmarkt" aufgebaut. Zum Kotz...Schlimmer als jede Kirmes. Die komplette Klaviatur der Wiesn. Schämt man sich hier eigentlich nicht? Ein Stückchen weiter, in eine Seitenstrasse gedrückt, ist der "Nostalgische Weihnachtsmarkt. Da ist etwas Weihnachtliches zu spüren. Kostet Eintritt!!! Als ich in der Hedwigskathedrale bin, ruft Elmar aus Zehlendorf an: Ich sei herzlich eingeladen bei Andrea und ihm zu übernachten. Ein herrliches Haus erwartet mich. Der kleine Anselm benutzt langsam immer stärker als Spielzeug und ich fühle mich 35 Jahre zurückgesetzt. Die besondere Stimmung gibt der offene Kamin und wir singen manch altes Pfadfinderlied. Als ich Anselm als Betthuipferl "Grossvaters Uhr" vorsinge, ist seine Konzentrationsfähigkeit nicht mehr zu toppen.
Pflichtbild Nr.1, Reichstag
Pflichtbild Nr.2, Bundeskanzleramt
Pflichtbild Nr. 3, Brandenburger Tor
Scheu beim Erscheinen des Wanderungetüms...jetzt sind wir Freunde: Ansgar
Der Pilger hat "abgelegt". Seltene Garderobe bei Elmar. Der ganze Haufen bitte ein bisschen nach links!
148. Tag Sonntag, 2.12.2007, 16 km durch die Hauptstadt getingelt Berlin, versuchter Abmarsch aus Berlin,
Der Sonntag beginnt mit einem Gottesdienst nach dem Rituts von Trient und ich bin dankbar endlich die Bestätigung zu erfahren, dass er viel würdiger ist als die nachkonziliare Fassung. Als die "Frankfurter Allgemeine"dann noch vom "Fernsehkochritus" nach 1970 schrieb, fühlte ich mich weiterhin bestätigt. Rückbesinnung tut Not! Heute lasse ich mich noch einmal druch Berlin treiben. Eine herrliche Methode eine fremde Stadt zu erobern. Pater Helmut, ein ehemaliger Padfinder, ist Augustiner geworden und hat die schwere Aufgabe übernommen psychisch kranke Straftäter im geschlossenen Krankenhaus zu betreuen. Was kostet ihn das eine Kraft! Und diese Kraft kommt (fast) immer nur aus tiefer christlicher Gläubigkeit heraus, wozu notwendig auch eine Demutshaltung gehört, die unseren linken Krakelern völlig fremd ist. Sie haben den Neid als Grösse verinnerlicht. Vor 40 Jahren noch, hätte niemand die Nonnen so verhohnepiepeln können, wie es auf der Berliner Loveparade geschah! Da wären genügend Frontkämpfer dazwischen gegangen, die selbstlos von Nonnen gesund gepflegt worden waren und hätten aufgeräumt. Richtig! Mit den „christlichen Duldern“ kann man so etwas machen, weshalb der Gottesbezug ehrlich und wichtig für die Europäische Verfassung wäre. Ähnlich liegt es mit dem Paragraphen der Gotteslästerung. Wie ist das mit dem C von Parteien? Hoffentlich nicht nur so lange wie es nützlich ist! - Zurück zu Pater Helmut: Er macht es schon bald zwei Jahrzehnte lang. Ich bin stolz darauf ihn zu kennen und dass er aus unserem Kreis hervorging. „Der Padfinder ist treu Gott, der Kirche und dem Vaterland. Der Padfinder macht nichts halb!“ Die Pfadfinder sollten sich einmal wieder auf ihren Gründer Lord Robert Baden Powell besinnen! Schon wieder Rückbesinnung! Die Werte brauchen wir nicht von Fernsehmoderatoren vermittelt bekommen, wir haben die christlichen Kardinaltugenden noch fest in unserem Denken: Gerechtigkeit, Klugheit, Tapferkeit und Mässigkeit Am Abend sitzen wir wieder am Kamin und wollen das wiederholen, was sich am Vorabend abspielte. Doch man kann Stimmungen nicht wiederholen. Wie oft habe ich das im Leben feststellen müssen! Mit meinem Liederschatz und der Art Klavier oder Gitarre zu spielen, habe ich unzählige Gesellschaften schon erfreut, doch ich habe immer abgelehnt dafür bezahlt zu werden oder aufzutauchen und „Stimmung zu machen“. Die Instrumente müssen nur im Hintergrund vorhanden sein. Die Stimmung muss aus dem Augenblick heraus kommen, dann werden a l l e urplötzlich mitgerissen und verzaubert. Ich habe erst spät verstanden, warum Konrad Adenauer den Deutschen sagte, sie sollten ihr Volksliedgut pflegen. Wie reich ist es! Und ich wusste auch bald, warum die Systemveränderer hier auch ihre Brechstange ansetzten. Identitätszerstörung hiess das Fachwort! Gemeinschaftlich singbare Lieder gab es bald nicht mehr. Protestlieder sind nur als Solo oder schreiend in der Gemeinschaft singbar. Und nach einer Adornoverlesung (1970) brüllte eine seiner Jüngerinnen meinen Freund Johannes Bödger (+2007) auf offener Strasse an, dass sie glücklich sei, sich das Lachen abgewöhnt zu haben. Schrie es knallte ihre Porschetüre zu. Er hatte ihr u. a. gesagt, dass, wenn die Eltern ihre Kinder nach der linken „Pädagogik“ erziehen würden, diese Kinder einst ihre Eltern umbringen würden. Die Stimmen, die Alten zu entsorgen, Entschuldigung,, werden immer lauter. Man nennt das dann nicht mehr Euthanasie, sondern freiwillig gewollte Sterbehilfe. Ketzerisch: Es braucht nicht viel, einem gebrechlichem Menschen klar zu machen, dass er freiwillig seine Todeserklärung unterschreibt. „Du sollst Vater und Mutter ehren, auf dass es dir wohlergehe im Himmel wie auf Erden.“ Es lohnt sich, in diesem Sinne zwischen den Zeilen und Bildern unserer Medien zu lesen!!- Vorsicht , ich spreche aus Erfahrung! Ich habe fast vier Jahre meine gelähmte, nicht mehr sprechen könnende Mutter gepflegt, weil mir die Heime nicht zusagten – sanft ausgedrückt. Und viele Mitverantwortliche meinten, ich solle sie doch in ein Heim geben. Verantwortung delegiert an Heime. Toll! Woll? Als Mutter starb, fehlte mir etwas.
Mit Elmar und Andrea am Kamin: "...und brennt unser Feuer an gastlicher Statt, so sind wir geborgen..!" Das "Sattschmausen" war vorher.
Königlicher Kleiderhaken und dann 20 m weiter zum Grab Friedrichs des Grossen.
Potsdam, Sanssouci, Grab Friedrich des Grossen: Drei Kartoffeln und ein Kinderbild für den
Alten Fritz. Ende der Hungersnöte in Deutschland. So erzieht man Kinder!!
149. Tag
Montag , 3.12.2007, 26 km Berlin-Zehlendorf – Werder (Havel), regnerischer Tag
Gegen 7.30 Uhr verlasse ich das gastliche Haus Giemulla mit etwas leichterem Gepäck. Ich werde am Abend wieder zurückkehren. Um 8 h soll Morgenmesse sein. Als ich "Zu den 12 Aposteln" komme, wird Kaffee getrunken. Messe war schon um 6 h. Rorate! Wie selbstverständlich werde ich in den Kreis aufgenommen und mit allem versorgt. Ich traue mich nicht zu sagen, dass ich bei Elmar schon gefrühstückt habe. Was sind die Leute hier nett. Wenn sie wollen, werde ich ihnen einen Lichtbildervortrag über meine Reise halten. Der Pfarrer holt mir gleich den Stempel und weiter geht es auf die Potsdamer Chaussee. Mitten auf freier Strecke entdecke ich im Wald einen Gedenkstein, an dem die Gestapo 1934 drei Männer "auf der Flucht“ erschossen hat. Wer hat den schon gesehen? Hier rast alles vorbei. Dem Fussgänger entgeht er nicht!Hier zeigt sich wieder einmal der Wert einer Reise zu Fuss. Kurz vorher war ich über die Autobahnbrücke gelaufen, wo "Dreilinden" zu sehen war. Stundenlange Wartezeiten zu DDR-Zeiten. Willkürlichkeit. Schikanen. Ein paar Kilometer weiter kommt der Abzweig zum "Haus der Wannseekonferenz", ein Schauder läuft dem Kenner der Geschichte über den Rücken, und bald laufe ich über die Glienecker Brücke, wo im Kalten Krieg die Agentenaustausche stattfanden. An herrlichen Villen vorbei marschiere ich in Potsdam ein, esse zu Mittag und spaziere dann in den Schlosspark. Die Statuen sind alle winterfest eingepackt. Nur wenige Leute laufen um diese Zeit im Park herum.Vor allem Mexikaner und Neuseeländer... die haben jetzt Sommer! Auf den Grabstein von Friedrich dem Grossen hat ein Kind vier Kartoffeln und seine Kinderzeichnung gelegt. Dankbarkeit für das Ende des Hungerns! So erzieht man Kinder! Weitermarsch auf der B1 bis Werder, wo ich dann den Zug wieder zurück nach Schlachtensee besteige. Mein Bett ist noch gemacht und Anselm fordert: Kaminfeuer und Gitarrenspiel... Wird geliefert.
Glienecker Brücke - Agentenaustauschbrücke, Diplomaten und Militärs. Symbol der Einheit und Trennung.
Potsdam, gleich kam der Regenbogen - Filmwechsel - dann war er weg! Schade. Eigenartiges Licht!
Potsdam: Da dreht wohl jemand an der Wirbelsäule!? L3,L4! Abgestellt wegen Baumassnahmen.
Gedenkstein. Opfer der Gestapo.
Strömender Regen - sei ohne Sorge, sans souci
Sanssouci - für den Winter eingepackt. Gleich kommt der Wolkenbruch!
Sanssouci - ohne Sorge. Wahrlich! In der Dezemberzeit Stille und Schönheit genossen.
150. Tag
Dienstag, 4.12.2007, 15 km Berlin noch einmal
Da ich mit Elmar am Abend in Potsdam die Schlaraffia besuchen will, bleibe ich noch diesen Tag in Berlin. Ich steige in Charlottenburg aus und finde interessante Antiquariate. u.a. eine Berliner Illustrierte, die 2 Tage nach meiner Geburt herauskam. 23. Juli 1940. Dann bis zum späten Nachmittag in Berlin herumgetingelt. Komisch, die Gegend um das Brandenburger Tor zieht mich immer an. Am Abend fahren wir dann nach Potsdam, wo wir eine nette "Sippung" erleben.
Besuch bei den Augustinern. Pater Helmut, Pfadfinderfreund, Duisburg, 1960
151. Tag
Mittwoch, 5.12.2007, 47 km Werder(Havel) - Kirchmöser, schöner Wandertag,
Ein echter Krachertag. Nicht, dass ich 47 km laufen wollte. Es ging einfach nicht anders, denn “ Ursula“ zog mich magisch an und so musste ich laufen! Also, mit Elmar verliess ich gegen 7.30h das Haus und fuhr über Potsdam nach Werder (Havel).Von dort sofort Richtung Westen, d.h. Brandenburg. Die Leute hier sind ungeheuer hilfsbereit. Immer und immer wieder möchte man sagen: Genug, genug sie haben schon so viel für mich getan. Übergenaue Wegbeschreibungen, Umwege für mich machen usw. An einer Kohlroulade für 5,60 ! kann ich nicht vorbeigehen, obwohl ich mir sagte, dass heute einmal gelaufen und kein Mittagessen eingelegt wird. Und hier gibt es wunderbare Wanderwege zwischen den kleinen Seen - leider wieder ohne konsequente Beschilderung, so dass ich in Plessow lande: 4 km Umweg!! Da die B1 einen herrlichen Radweg besitzt, geht jetzt auf diesem lang!!! Um 17h erreiche ich Brandenburg und ahne nicht welch gewaltige Flächenstadt das geworden ist!! Hier hat die Neugliederung richtig zugeschlagen. Die vielen Seen ziehen die Stadt weit auseinander und wie wir gleich merken werden, ist die Verkehrsversorgung mangelhaft. Wenn man die Dörfer schon einkassiert, um damit an die grösseren Geldtöpfe zu kommen, muss man sie auch verkehrstechnisch versorgen.
Ich marschiere also in Brandenburg ein. An der Eingangsinfotafel lese ich unter der Rubrik "Kath. Kirche", "Familienbildungsstätte St. Ursula". Ich merke mir den Stadtteil Plaue, Gränertstrasse und die Hausnummer 27. Nach dem Maßstab schaue ich gar nicht. Immer wenn ich Passanten nach Plaue frage, kommt ihnen ein Seufzen von den Lippen. Ich laufe. Hier muss eine gewaltige Eingemeindungswelle stattgefunden haben Nach einigen Kilometer gibt mir ein Herr den Tipp bis zum Axxonhotel zu laufen und und von dort dann den Bus zu nehmen. Das tue ich. Doch der Bus fährt jetzt nicht mehr bis Kirchmöser, sondern ich muss noch 5 km dorthin laufen. In der Stadt konnte ich kein Biwak aufschlagen, hier ginge es. Ich überlege kurz, laufe dann aber weiter. Eben wg. St. Ursula! Es beginnt jetzt auch zu regnen und ich muss noch meinen Poncho herausholen. Um 21 Uhr laufe ich nass auf den Hof der Bildungsstätte ein und gleich in die Arme des Leiters Markus Kriesel. Hier draussen ist es duster und Markus wirkt schon etwas erstaunt. Pilger nach Santiago!? Haben wir hier noch nie gehabt. Nach dem Klären der Personalien bekomme ich ein herrliches Zimmer mit heisser Dusche." Jejessen hamse wohl och noch nischt...!?" Ohne meine Antwort abzuwarten, kommt ein reichhaltiges Tablett in mein Zimmer. Ich muss wohl einen sehr abgekämpften Eindruck gemacht haben. Was ich bezahlen muss? Nischt!! Wer soviel für den heiligen Jakobus gelofen is...Danke St. Jakobus und St.Ursula und Markus! Im Wald wäre es ungemütlicher gewesen.
Herrliche Aussichten an den Havelseen (Werder). Der Tausendfüsslerbaum reizte mich.
Detail und Weite! " Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus. Flog durch die stillen Lande als flöge sie nach Haus´!" (Eichendorff)
"Uralte Eichen, dunkler Buchenhain, grünende Birken stehn am Wiesenrain. Steige hoch, du roter Adler, hoch über Sumpf und Sand, hoch über dunkle Kiefernwälder! Heil dir, mein Brandenburger Land"!(Inoffizielle Hymne Brandenburg´s, Strophe 2)
152. Tag
Donnerstag, 6.12 2007, 26 km Kirchmöser - Genthin
Der PC ist ein Zeitkiiiiiiiiiiiiiiiiller!!!! Daran sollen auch Ehen kaputt gehen! Jedenfalls komme ich erst um 11.15h von dem gastlichen Haus fort. Heute muss ich noch bis Genthin kommen! Markus hat mir den Weg wunderbar erklärt, und die Leute am Strassenrande helfen mir, wie schon erwähnt, mehr als ich erwarte. Da fällt mir ein, dass ich in der Schublade etwas vergessen habe. Wert 25 €. Sch...(ab jetzt wird in Hotelzimmern nie mehr etwas in den Schrank, die Schubladen, die Kästchen...gelegt!). In Wusterwitz bleibe ich wieder beim Mittagstisch im Deutschen Haus hängen. Ich suche ein Gericht um 5 €, mehr würde ich für ein Mittagessen nicht ausgeben! Wunderbare Hausmacher-Sülze mit Bratkartoffeln, Remouladensosse und Salat ist der Vorschlag der Wirtin: 5,10 €. Weiter geht es über Warsau, Gollwitz, Kade, Belicke bis Genthin. Bis Belicke waren es herrliche Waldwege und Kleinstrassen. Ab Belicke ist der Teufel los. Was fahren die hier für einen Stil!! Hier muss es Radlerunfälle en mass geben. Die sehen meine 2 roten Halogenblitzer nicht und meine gelben Leuchtstreifen; erhöhen sogar die Geschwindigkeit wenn sie mich von vorne passieren. Das tun fast alle!! Ein Aufatmen, als ich in Genthin um 17.30h einlaufe und erst einmal ein Radler im "Wiesengrund" trinke. Unterwegs fiel mir ein, dass Genthin mit Kirchmöser eine direkte Bahnverbindung hat. Zurückfahren, Markus noch einmal um eine Unterkunft bitten, die vergessenen Sachen mitnehmen. Das ist die beste Lösung! Die Wirtin gibt mir noch 2 Stücke Apfelkuchen mit auf die Reise. Gratis. Geschenk.Der Zug führe im Stundentakt. Schnell muss ich gehen, um ihn zu erreichen. Es regnet. In 15 Minuten bin ich mit dem Zug in Kirchmöser. 500m bis zu St.Ursula. Markus und Frau kommen um 21 Uhr . Erstaunt, aber erfreut. Ich bitte das Bett nicht neu zu beziehen.Ich nehme meinen Schlafsack. Genehmigt. Heizung brauche ich bei diesen „sommerlichen Temperaturen“ sowieso nicht! Abendessen aus dem Sack, Tee macht mir die schon aufgeräumte Küche. Die Welt ist voller netter Leute.
Abschied von "St. Ursula" und Markus Kriesel
Sachsen-Anhalt: Uralte Kirchen, weitgehend leblos
Mittelalterliche Kirchen, zugewachsene Zugangswege. Missionsland.
Brandenburger Land bei Genthin. Berauschend schön. In Ostpreussen verbarg sich in solch einem Wäldchen immer ein Friedhof.
...über Wetter mache ich mir nie Gedanken!
153. Tag Freitag, 7.Dezember 2007, 34 km
Genthin - Biwak am Parchauer See, stürmischer und regnerischer Tag
Ganz früh stehe ich auf. Nach 9 Uhr bin ich schon in Genthin. Sofortiger Abmarsch. Der Tag ist sehr wechselhaft: Regen, Sonne und sehr starker Westwind. Ich habe also zu kämpfen. Hagen, Berzow, Paray... An der Schleuse in Ihleburg muss ein tschechisches Schubschiff alle Aufbauten abmontieren, weil es unter der Brücke nicht durchfahren kann. Alles! Radar und Rettungsboote, Geländer und Positionslampen, Fernsehschüssel und Fahnenmast. Die Jungs sind am Fluchen.(Aber es gibt doch auch Ballastaufnahme in Form von Wasser!!). Die neue Brücke ist schon fast fertig und steht parallel zur alten. In 2 Monaten kann der Kahn durchfahren! Im Ort steht ein Fleischereiverkaufswagen. Ich stiefle über die Strasse. Geräucherte Blutwurst. Das wäre es! 1/2 Kringel!Die netteMetzgersfrau gibt mir die andere Hälfte als Marschverpflegung mit. In Parchau fängt es sehr stark an zu regnen. Ein Jäger fährt mich zu einer Pension. Dort macht keiner auf, zwei andere Leute schicken mich zu einem anderen Haus. Als ich anfrage kommt: Wir vermieten nicht. Weiter! Erst einmal ein Bier! In dem Cafe schaut mich die dämmerlichtige Stammtischrunde erstaunt an. Wie sollte sie auch anders! Die Bedienung dirigiert den Eindringling drei Mal herum, hier sei alles besetzt und der Rucksack müsse da hin und... dann verlasse ich das Lokal! So war das im Kommunismus! Wenn man nicht arbeiten wollte, reservierte man die Tisch. Die folgende Campingplatzgaststätte ist tot und mir bleibt nur noch der Weg durch den Wald nach Burg, aber ich verfranse mich so sehr in der Dunkelheit, dass nur noch ein Biwaklager auf einer Landzunge im Parchauer See übrigbleibt. Es ist trocken, sternklarer Himmel und kalt. Ich liege warm.
...hoch über dunkle Kiefernwälder. Heil dir, mein Brandenburger Land!
Biwakaufbau am Parchauer See: Zuerst das Zelt. Hier ging es nicht mehr weiter. Schluss für heute!
154. Tag
Samstag, 8.12. 2007, 37 km
Biwaklager am Parchauer See - Magdeburg, schöner Wandertag
In der Nacht klarte es auf. Im Zelt ist es mollig warm. Die Differenz zu draussen beträgt immer 7-9 Grad. Das habe ich mit meinem Handy gemessen, das ein Thermometer eingebaut hat. Ich schlafe geschlagene 12 Stunden. 19h bis 7h. Dann muss ich aber schnell machen, denn drohende Gewitterwolken ziehen auf. Über die Wiesen gehend, störe ich wohl einige Jäger im Ansitz, habe aber bald den Elberadweg unter den Füssen und keine Schrotladung im Hintern...!.Herrlich zu gehen. Leider auch hier zerstörte Infotafeln. Was sind das für Leute, die z.B. aus einer Riesentafel mit den Tieren dieser Gegend, sich einfach den Fuchs herausschneiden!? In Burg schelle ich wohl den Pastor aus dem Bett. In Polen hätte er um diese Zeit schon drei Messen hinter sich! Nun habe ich den Stempel "Gommern"in meinem Pass, obwohl es der von Burg sein sollte...Ora et labora, sollte es auch wieder bei den Geistlichen heissen! Der Trend zur verwalteten Kirche ist überall spürbar. Da sitzen 3,4,5 Geistliche in einem Zentralort und bilden ein "Team", und die Pfarrhäuser in den kleinen Orten stehen leer. Hat etwa die "Gruppendynamik" auch in der Katholischen Kirche Einzug gehalten? Wie soll die Seelsorge funktionieren, wenn der persönliche Kontakt weitgehend ausgeschaltet wird!? Verwaltung von Gläubigen; auf Bistumsebene dann von jungen dynamischen Managern! Die Katholische Kirche sollte ihre Priester wieder an eigenen Seminaren ausbilden!! Es ist falsch, dass sie dann den Bezug zur Welt verlören. Ähnlich falsch verhält es sich damit, das Zölibatäre nichts zu Ehe und Familie sagen könnten! Wenn sich schon Bischöfinnen scheiden lassen und in evangelischen Kirchen Schwule „getraut“ werden, lassen sich bestimmt noch mehr fromme evangelische Pfarrer vom katholischen Bischof die Hand auflegen!
Die B1 ist ideal für mein Vorhaben schnell nach Hause zu kommen: geradeaus, mit Radweg, Berge umgehend. Magdeburg grüsst schon von ferne mit seinen Türmen. Die Geschichte des 30jährigen Krieges wird in meiner Erinnerung wach. Einfach konnte man diese Stadt beschiessen! Vor 10 Jahren war ich das letzt Mal hier. M. ist nicht wiederzuerkennen!!Im protestantischen Dom erhalte ich schöne Stempel und die über einen Pilger erfreute nette Dame schickt mich zur katholischen Kathedrale St. Sebastian.Die haben auch einen Stempel. Gleich nebenan. In den 70er Jahren sah ich in Elleringhausen, beim Künstler Jürgen Suberg, die Entstehung des bronzenen Portals für den Magdeburger Dom, wie er immer sagte. Jetzt stehe ich davor und erhalte vom Dompropst persönlich - der sich aber mehr als Küster ausgibt -die Jakobusstempel. Er schickt mich auch zum Übernachten ins Roncallihaus, das eine Steinwurf vom Dom entfernt liegt. Ich handle den Preis herunter. Danke! Dann, ab ins Schwimmbad "Nautica". Meine Knochen bedürfen der Pflege! Weil die Tram 5 erst in 20 Minuten kommt, gebe ich noch einmal Gas und laufe die 3 km hinaus ins Messegelände. Zurück um 1.15h. Auch zu Fuss. Nichts geht mehr!
Magdeburg vor dem Dom: "Wir sind das Volk!" Platte vor dem Einheitsdenkmal
Magdeburg, Einheitsdenkmal
Der Dom zu Magdeburg. Protestantisch. Ich suchte Suberg´s Portal zuerst hier. Die nette Dame am Infostand schickte mich zu der katholischen Kathedrale St. Sebastian.
Magdeburger Kathedrale St. Sebastian,eine kleine katholische Bischofskirche - dafür voller Beter! Portal von Jürgen Suberg aus Olsberg-Elleringhausen, Sauerland. Ich sah es vor dem Guss.
...und noch etwas näher.
155.Tag: Sonntag, 9. Dezember 2007, 36 km
Magdeburg - kurz vor Erxleben (Wasserscheide Elbe - Weser), wechselhaftes Wetter
Zuerst Hl. Messe in der Kathedrale. Kein Platz mehr. Muss stehen. Wie in Polen, denke ich. Das Subergportal ist herrrlich angestrahlt und ich bin richtig stolz, dass ich es als Wachs- und Tonklumpen einstens in Elleringhausen sah. Kindermesse. Der Propst hält eine Bildkatechese über eines der Kirchenfenster. Lateinische Gesänge wie in Berlin. Sieh an, Benedikt ist auch hier zu spüren! Bald bin ich Richtung Irxleben aus der Stadt hinaus. Hier heissen alle Orte " -leben", und ich lande auch am Abend in einem: Erxleben. Kurz vor dem Ort befindet sich die Wasserscheide von Elbe und Weser. Herrlicher Platz für mein Biwaklager mit Blick auf die Autobahn und einer Unmenge rot blinkender Windräder. Nachts dachte ich, dass ich vor Las Vegas läge.
Herrlicher Platz nach dem Regen an der Wasserscheide. Der Wind pfeift noch. Man beachte die Bänder am Pilgerstock! Schnell das Zelt errichten...
... gleich Klappe zu, schlafen! Stativ war mein Hut. Wenig braucht man zum Glücklichsein!
Hella versorgt mich noch mit Schokolade. Keiner von uns hat unverblendete Goldzähne!
Marschverpflegung. Keine deutsche Zuckerschokolade! 80% Kakao! Magnesium wird gebraucht!
Abmarsch in Bad Meinberg-Horn. Die Feststellung der Schleichwerbung erübrigt sich. Mich hat keiner gesponsort!
Magdeburg: Otto von Guerickes Halbkugeln. Nur die Pferde fehlen. Bewies den Luftdruck auf dem Reichstag zu Regensburg, 1654. Nachbildungen stehen überall in der Stadt herum.
156. Tag
Montag, 10.12. 2007, 41 km
vor Erxleben - Königslutter, regnerischer Tag
In Erxleben frühstücke ich im Supermarkt. Die Bäckersfrau hat keinen Stempel und schaut fragend zur Metzgersfrau hinüber. Von der kommt unfreundlich: "Wennse bei mir nischt koofn, kriegn se och keen Stempl!" So einfach ist das mit der Freundlichkeit! Ich klebe den Kassenbon der Bäckerei in den Pass, paaaaßt scho! Nun müsste langsam die ehemalige DDR-Grenze kommen! Im Wald rechts und links der B1 sichte ich bemooste Betonklotzhaufen. Überbleibsel eines Unrechtstaates. In der Wolfsschanze waren sie grösser. Da erscheint ein Wachtturm linker Hand. "Julia ich liebe dich!" hat einer draufgrafittit. Na also! Am Zoll vorbei. Zöllner winken mir freundlich zu , ich zurück. Die haben mich bestimmt unterwegs überholt! Kleiner Abstecher an die Autobahn zum "Einheitsdenkmal". Man hat es direkt an der Autobahn errichtet.- Bald geht es rechts nach Helmstedt hinein. Die Parrhelferin in St. Ludgeri gibt mir freundlich den Stempel. Zum Übernachten sollte ich in die Jugendherberge nach Schöppingen gehen.... Es sind ja nur 20 km! Nur mal eben! Ich bin im satten Westen angelangt. Die Gedankenlosikeit nimmt zu! Wenn ich der Dame sage, dass ich von St. Petersburg zu Fuss komme, muss sie doch anfangen zu denken. 20 km, 4 Stunden zu Fuss, der hat als Pilger monatelang Übernachtungen bezahlen müssen. Das Schwimmbad ist heute, Montag, geschlossen. Vielleicht ist das auch ein Museum. So etwas kann sich nur ein städtisch geführtes Bad erlauben! Dann will ich meine Filme nach Hause schicken. Brauche e i n e n Umschlag. "Hinten im Regal!" Nur ein Paket mit 10 Umschlägen ist zu haben. Teuer. Ich wage gar nicht zu fragen, ob ich nicht nur einen davon haben könne... In einem Fotoladen, wo ich eine überteuerte Batterie für meine kleine Leica erstehe, frage ich nach einem gebrauchten Umschlag. "Hammwer nich! Der Nächste bitte!"... Hinter ihm liegt ein Umschlag im Papierkorb....Das ist hier nicht nur "Menscheln", das ist Unfreundlichkeit, Arroganz, Geschäftemacherei, das ist ...ach, ich weiss nicht was! Auf die Strecke, nur weg hier! Haben die alle vergessen, dass Weihnachten das Fest der Liebe ist...? Hier geht es nur um Abwimmeln und Knete. Deutlicher konnte ich das bisher nicht spüren. Wir schneiden im Westen in Sachen Menschlichkeit schlechter ab als der Osten! Darauf sagte mir einer: Der Osten holt aber auf...! In Polen hörte ich das gleiche. Die B1 ist wunderbar auf dem Radweg zu laufen. Es fängt an zu regnen. Kurz vor Königslutter ein Gaststättenschild. Ich öffne die Flurtüre, dann die Gastraumtüre und überzeuge mich, dass nicht geschlossen sei. Vorher waren alle Häuser geschlossen! Da ich vor Nässe triefe, gehe ich rückwärts wieder hinaus. Schliesse die Gastraumtür, ziehe den Poncho herunter und schlage ihn vor der Türe aus. Das dauerte höchstens 20 Sekunden. Da wird die Gastraumtüre aufgerissen und die Wirtin stürmt heraus, schliesst mit Krach die Flurtüre und meckert: Man müsse ja nicht die ganze Wärme hinauslassen!! Wohl erstaunt sind Wirt und Wirtin, als ich mich mit einem "Auf Wiedersehen" wie eben rückwärts entferne und stickum meine Karte auf den Flurtisch lege. Frohe Weihnachten! Auch ihr hättet die schwangere Maria in den Regen hinausgeschickt! Vielleciht hatten sie grade die Heizölrechnung bekommen? Nasser Poncho über! Weiter! Ultreia! Mir macht das Wetter im Prinzip nichts aus. Es ist sogar besonders gesund im Regen zu laufen! Die beiden erstaunten Wirtsleute hatten doch nicht im Ernst daran geglaubt, dass ich mich in einem solchen Haus wohlfühle. Aber es kommt noch besser!
Königslutter ist nur 3 km weiter. Dort etwas suchen! In einem Geschäft beschreiben mir freundlich die Leute den Weg zu einer preiswerten Pension. Dabei komme ich an der katholischen Kirche vorbei. Der Test reizt. Es ist 21 Uhr und der Kirchenchor probt im Pfarrheim. Der sehr junge polnische Pfarrer gibt mir gerne den Stempel und erzählt, dass er gerade ein Buch über den Jakobsweg lese. Bodenlager im Pfarrheim, nein, das ginge nicht! Nein, nein! Als letzte Waffe frage ich nach einem Platz für mein Zelt (es giesst in Strömen!). Ja, ja hinter der Kirche ist eine Wiese, da könne ich...Ich frage noch nach einem offenen Lokal. Der Herr Pfarrer weist durch das Plästern in Richtung Stadt. Nun wird das Zelt aufgeschlagen und nicht zur Pension gegangen! Verpflegung aus dem Brotbeutel...! Die "Wiese" besteht aus Matsch. In einer Niesche des Altarfensters schlage ich mein Zelt auf. Dreiviertel steht es dann auf festem Untergrund. Mein Platz ist zum Stadtpark hin offen und Fussgänger könnten mich schnarchen hören, wenn, ja wenn sie bei diesem Sauwetter unterwegs wären. Mit allen Sachen schnell ins Zelt geschlüpft, Reissverschlussd zu! Essen aus dem Sack! Wasser habe ich getankt. - Gut geschlafen, aber doch nass geworden – die Kirchendachtraufe war über mir! Das Zelt hält wohl doch nicht 10 m Wassersäule aus und der Pfarrer las bestimmt gerade das Buch von Kerkeling: Immer feine Unterkünfte, feines Essen, fromme Pilger veräppeln, als Schwuler Harem um sich...Das interessiert die Leute. Er hatte einen guten Soziologen als Berater; vielleicht auch einen guten Schreiber. Wie schrieb mir der Pfarrer von Marijampole in Litauen in meinen
Pilger- Pass: „Wir müssen sein Kreuz tragen!“ Und hier passt auch noch der Loyolaspruch: Wenn wir uns um nichts mehr quälen müssen – sind wir schon verloren! Heute habe ich mich richtig gequält!
Reste der Diktatoren am Straßenrand. Eiserner Vorhang a. D. und ade!
Nachts über der Autobahn, Leica M3, Summaron, Blende 22, ca. 15 sec., Brückengeländer als Stativ.
Königslutter: Biwak hinter dem Hochaltar. Verregnete Herbergssuche.
Helmstedt, Eiserner Vorhang. Auf den Turm gesprüht: "Julia ich liebe dich"
Helmstedt, Die Fahrstraße hinter den Selbstschussanlagen
157. Tag
Dienstag, 11.12.2007, 26 km
Königslutter – Braunschweig, leichter Regen, wechselhaftes Wetter
Was nicht in Beuteln gesichert war, ist etwas nass geworden. Das Zeltchen hielt also diesem Wasseransturm nicht stand! Die armen Gebirgsjäger! In den Morgenstunden gab es noch einmal einen richtigen Guss. Das Trommeln hörte nicht mehr auf. Mein Rucksack wird heute 2-3kg schwerer werden. Unter den Seitenfenstern der Kirche sind trockene Nieschen. In allen verteile ich geordnet meine Sachen und packe dann systematisch den Rucksack. Abtropfen, Einpacken, Loslaufen! Im Pfarrhaus ist noch alles ganz still. Bestimmt hat der Pfarrer, wie in seinem Polen, schon drei Messen hinter sich ...! Am Marktplatz wird bereits gearbeitet. Stehcafe mit Barhockern und freundlicher Bedienung. Eine Stunde lang wird gefrühstückt und ich schmiere mir wieder selbst meine Brötchen. Die nassen Sachen darf ich auf die Heizung legen. Was muss das eine Frühstückerei in Deutschland inzwischen sein! Erst kommen die Lastwagenfahrer, die lassen sich hier im Stehen Zeit. Dann die Damen, die sich Brötchen einpacken lassen und mit gedeckeltem Kaffeebecher wieder hinausstürmen, dann kommen die Schulkinder: Geld haben sie alle- aber kein Frühstück und vielleicht auch keine häusliche Liebe! Die Mutter bleibt noch etwas liegen...! Passt alles in unsere (Krippen-)Gesellschaft. Jetzt dürfen einige wieder im Dreieck springen und mir die Lesefreundschaft kündigen! Macht nichts. Ich verehre sowieso nicht Alice Schwarzer, sondern nur die aus dem Wunderland! Weiter bleibt mein Rat bestehen frische Luft zu tanken, dann sieht man wieder klarer! Das kann es doch wohl wirklich nicht sein, was sich da allmorgendlich in den Familien, Bäckereien (und folgend in den Klassenräumen) abspielt! Und dann werden die Kinderchen mit konzentrationsfördernden Pillen gefüttert! Die Sachen sind trocken, der erste Rentner betritt zum Flirten die Bäckerei, die Bäckerin gibt mir ein Stück Papier, ich packe meine Filme ein, bringe sie zur Post. Abflug aus Königslutter. Schöner Radweg. Kurz vor Braunschweig entsteht eine neue Brücke. B1 ist total gesperrt. Stadtbusse bringen die Leute mit einen Riesenumweg über die Autobahn ins Zentrum. Ein Herr lässt an der Haltestelle die Sau raus: Eine intakte Brücke war das! Nur ein paar Hamster konnten nicht darüber oder darunter. Also wurde die Brücke abgerissen! B1 gesperrt. Das betroffene Braunschweig kocht! Alles auf die Umleitung geschickt! Das geht bald ein halbes Jahr schon so! Der Bundesrechnungshof fand das in Ordnung. Klar, wenn man die Spritsteuern und die Gebühren für die Lastwagen auf der Autobahn betrachtet, rechnet sich so eine feine Umleitung schon. Finale: Geld ist offensichtlich für solchen Unsinn genügend vorhanden, nur die Rentner und Beamten lässt man seit Jahren im Regen stehen. Etwas ist an der Denkweise des Herrn dran: Totalsperrungen scheffeln richtig Geld in die Staatskasse. Das totale Sperren hat man früher nicht gewagt. Es wurde mit Einbahnverkehr gearbeitet. Das ist teurer! Ich kann mich an die Sanierung des DDR-Strassen erinnern. Da hat man den Trick mit den Grossumleitungen gelernt! Da waren Umleitungen von 40 km keine Seltenheit. Neulich, die Umleitung vor Willingen über Schwalefeld und Usseln nach Willingen, war nur 18 km lang. Wegen der Sandkastenspielchen in Altenbüren schickte man die komplette Bundestrasse 7, die Entwicklungsachse des Hochsauerlandkreises, monatelang über den Scharfenberger Bahnhof. Das waren vielleicht nur 6-7 km mehr, aber immerhin, so etwas rechnet sich! Beeilen muss man sich auch nicht bei der Bauerei, über den Sprit verdient der Staat. Indirektes Abzocken des Steuerzahlers.
Ich bin im Zentrum von Braunschweig. Der Löwe ragt über die Weihnachtsmarkt-Buden hinaus. Preiswerte Zimmer sind ausgebucht. Die Infodame ist nett, versteht mich. Tip: Mitwohnzentrale. Mein Busfahrschein ist noch gültig. Gemütlich ist es bei den beiden Damen mit Hund im Büro der Zentrale. Sofort bekomme ich Kaffee und Plätzchen und eine Familie, die gewillt ist mich aufzunehmen. Allerdings erst um 17.30h. Passt mir, muss sowieso essen gehen. Im Lokal erreicht mich die Botschaft, dass die Mutter der Vermieterin erkrankt sei, ein gewisser Dirk würde mich aufnehmen. Dirk ist ein Künstler und Lebenskünstler. Er führt mich in nette Lokale für die er arbeitet, die letzte Station ist der Tennisclub. Dort macht ein weiterer Dirk Fotos von mir und will mich in eine Zeitung bringen. Bisher habe ich noch nichts davon erfahren. Aus den Augen aus dem Sinn. Das ist häufig bei Presseleuten so. Die fressen sich quasi durch ihre Aufgaben und schauen nicht rückwärts. Eigentlich eine verständliche Verfahrensweise.
Bei Dirk 1 gibt es noch einmal einen kleinen Umtrunk mit einem Freund und gegen 3 Uhr kann ich mich mit meinem Schlafsack auf das Sofa legen. Dirk sagt mir, dass er gegen 10 h aufstehe. Ein netter anstrengender Tag geht zuende.
Platz für Fußgänger?
Mitwohnzentrale, tolle Stimmung. Lohn sich mal anzuklicken.
Dirk und Freund. Es wurde spät.
158. Tag
Mittwoch, 12.12.2007, 34 km
Braunschweig – Schellerten, Nieselregentag
Wenn Dirk erst um 10 h aufstehen will, muss es nicht heissen, dass ich auch so lange schlafe. Den Abmarsch lege ich halt auf 10 h fest. Zum Frühstücken habe ich genug dabei. Das heisse Wasser ist ein Problem. Für den Tee nehme ich eben das kochend heisse Wasser aus der Leitung. Geht auch. Abschied von Dirk nach dem Erwachen. Danke! Ich lasse ihm 10 € da, in der Familie hätte es mit Full-Service 20 gekostet. Dirk wohnt am Westrand der Stadt. Gut für mich. B1. In Velchede wird preiswertes Mittagessen angeboten. Mit einem Gast, Hagen Fine, komme ich ins Gespräch und schenke ihm meine Karte. Er könne mir nichts schenken, dafür lade er mich zum Mittagessen ein. Sangenhaft! Danke!
Da die Dörfer hier in der Gegend nur 3-5km auseinder liegen, ziehen sie den Wanderer regelrecht an. Das verringert die Langweiligkeit der graden Strecke. Gegen 20 h bin ich in Schellerten, 13 km vor Hildesheim. Ein ordentlicher Marschtag liegt hinter mir, wenn man bedenkt, dass ich erst gegen Mittag in Braunschweig starten konnte. Es bewahrheitet sich wieder einmal: Bei Regen mache ich die meisten Kilometer! Ein griechisches Restaurant erscheint. Ich esse gut, frage nach dem Übernachtungspreis. 30€. Als es ans Bezahlen geht, sage ich dem Juniorchef, dass ich für 25 bleiben würde. Alles klar! Noch ein Bier! Ich bitte, wie immer, die Heizung im Zimmer nicht anzudrehen. So spart er auch etwas.
159. Tag
Donnerstag, 13.12.2007, 22 km.
Schellerten - Hildesheim - Klein Eschede, 22 km, durchwachsener Tag
Pünktlich, wie erbeten, ist das prächtige Frühstück fertig. Zwei Eier und reichlich andere Sachen. Das Preis- Leistungsverhältnis passt hier beim Griechen! Bis Hildesheim sind es noch 13 Kilometer. Klackssache! Dom, Internetcafe, Wasserparadies in der Innenstadt. Das Paradies ist kurz vor Weihnachten reichlich leer... ich hänge voll ab und verlasse das gemütliche Bad erst um 21.30 Uhr. Selten habe ich mir über meinen Übernachtungsplatz so wenig Gedanken gemacht wie heute. Willi aus Bodenwerder ruft an. Ja, morgen werde ich in seiner Nähe sein! Ich habe einen Brand nach der Sauna! Da erscheint ein Gasthof. Kategorie ASBLG (für die Querleser meiner Seite: Allseits Bekannter Land Gasthof). Nobiskrug. Ein Bier nur! Obwohl noch mindestens 10 Gäste den Gastraum bevölkern, werde ich an der Türe abgewiesen. Komisch, so schlimm sehe ich doch gar nicht aus! Ich hätte ja auch ein Zimmer buchen können. Die Türe wurde mir vor der Nase zugesperrt. Ich schaue noch einmal sehnsüchtig in die besetzte Gaststube, die vollen Biergläser; ein bedauerndes Schulterzucken ist die Antwort des Türschliessers. Man hat eben genug Geld. Das Herz bleibt auf der Strecke - wie an vielen Orten, besonders hier im „Westen“. Aber das ist ja seit Maria und Josef so! Was soll man sich da wundern. Und ich bin nicht schwanger...!
Nächste Woche geht es mit den Krippenspielen los! Herbergssuche. Ich habe sie schon hinter mir.
Die Gegend hier ist eine typische Zuckerrübenlandschaft. Alles ist umgeackert!!! Wie schon gesagt, kein Platz für mein Zelt. Bei den Abfahrten von der Schnellstrasse wären noch Fleckchen frei. Mich wundert´s wirklich, dass da keine Zuckerrüben gepflanzt werden. Jedenfalls laufe ich weiter und die Lösung kommt in Klein-Eschede: Schemenhaft sehe ich auf der linken Seite ein gewaltiges Steinkreuz. Als ich näher komme, ist auch noch eine Wiese um das Kreuz angelegt und um das Ganze ein weitläufiger Zaun. Im Kreuz ist Heil, auch für einen müden Wanderer! Ich suche mir eine mauselochfreie Stelle - man will den Tierchen doch nicht den Ausgang versperren! - und baue mein Zelt auf. Sternklar. Kalt. Draussen -1, im Zelt + 7, im Schlafsack 22 Grad. Selig geschlafen und am Morgen nur ungern aufgestanden...
160. Tag
Freitag, 14.12. 2007
Klein Eschede - nach Lauenstein vor dem Ith (von Willi Tacke nach Bodenwerden entführt, M-Klasse) , 28 km
Willi Tacke pensionierter Reifenhändler aus Bodenwerder, den ich in Ogonki kennen- und schätzengelernt hatte, will mich heute bei sich aufnehmen. Irgendwo hole er mich am Abend ab. Basta! Also, Gas geben, damit er nicht zu weit fahren muss. .3,46 km sind es bis zum nächsten REWE-Cafe. Die Dame hinter der Theke
kann nichts dafür, aber 1,65 € für einen lauwarmen Kakao, das ist einfach zu viel. 3,30 DM!!! Ich hatte bereits zwei Kaffeepötte hinter mir.
Mir fiel es schon häufiger auf: In diesen Stehcafes der Supermärkte ist in Deutschland am Morgen Rentnertreff. Auch die Politik trägt die Schuld daran, dass die Kommunikationsplätze in den Gaststätten schrumpfen. Was hatten wir in Altenbüren gemütliche Gaststätten! Auflagenpolitik, damit verbundene Preiserhöhungen und Gewinnsucht (diese Krankheit haben viele Branchen nach dem Teuro!!) führten zu einem Sterben. Was sollte unsere uralte Schnapskneipe am Berg für neue Toilettenanlagen etc. anlegen. Zu! Am Fernseher hat man die Wähler besser an der Kandarre als in diesen Stammtischrunden. Aber gerade da ist ein Stück Lebensqualität! “Die kleine Kneipe in unserer Strasse, wo noch das Leben..“ -. Seit geraumer Zeit erhebt sich vor mir ein Gebirgszug, der Ith, dahinter liegt Bodenwerder. Nach Lauenstein ist Willi da, ich komme in sein leerstendes Mietshaus, nehme ein Vollbad mit Pril, trockne mich mit Makkulaturpapier ab und stelle hinterher fest, dass mir Willis Frau, Hella, alles in einem Stoffbeutel hingestellt hatte: drei Duschgels, Handtücher. Nur, wenn ich meinen Rucksack ausgepackt habe, stehen viele Beutel herum, man kennt ja meine Bilder! Prima Essen, gutes Bier, spezieller Schnaps. Es war gemütlich. Hella bringt mich nach Mitternacht in mein 2 km entferntes Haus! Willi durfte nicht mehr fahren...Danke ihr lieben Leute!
"Ich schenke Ihnen das Mittagessen!" Danke Fine Hagen. Rentner unter sich.
161 .Tag
Samstag, 15.12. 2007, 6 km
Ruhetag in Bodenwerder bei Willi und Hella Tacke
Willi zeigt mir heute mit dem Auto und zu Fuss Bodenwerder und Umgebung. Bodenwerder, das bis vor Jahren viele Arbeiter im Binnenschiffbau beschäftigte, hat heute als grosses Werk nur noch das Rigips-Stammwerk. Der Radl-Tourismus ist inzwischen zur wichtigen Einnahmequelle geworden. Der Weserradweg ist ein echter Freizeitvollzugsweg! Sowas brauchen die Leute heute, da ihnen das Fernsehen die Phantasie für eigene Unternehmungen geraubt hat. Demnächst können sie sich ohne Navi nirgendwo mehr zurechtfinden! Zerstört den Orientierungssinn! Was solls! Wir werden immer manipulierbarer. Dahinter steht dann wieder ein cleverer Abzocker! An den Immobilienpreisen merkt man, dass es der Region nicht besonders gut geht. Die weite hügelige Landschaft des Wesertales ist herrlich zum Wandern.- Willi fährt mich durch das Hochland und zeigt mir jetzt schon den Weg, den ich morgen gehen werde. Wenn ich bis Steinheim käme, wäre das ein guter Startpunkt für den Endspurt bis nach Paderborn, denn Heimat und Weihnachten rufen. Morgen muss Willi in Bad Pyrmont einen Wagen abholen. Ich überlege hin und her und komme zu dem Entschluss, morgen wieder mit der Bahn nach Bodenwerder zurückzukommen. Was soll ich das Zelt aufschlagen oder ein teures Quartier nehmen, wenn hier das Bett gemacht ist?.Der Rucksack wird erleichtert und der Wecker auf 6 h gestellt.
In gemütlicher Runde am Kamin in Bodenwerder: Wolfgang Andreas (li.) mit Hella und Willi Tacke. Fotos: dy
Bericht "Deister und Weserzeitung", 27.12.2007:
"Es liefe vieles besser - wenn man mehr liefe" 67-jähriger Abenteurer macht bei Familie Tacke in Bodenwerder Station / Wanderer durch Europa Bodenwerder (dy). Der eine oder andere aufmerksame und früh aufstehende Bürger mag ihn gesehen haben, denn ausgerüstet mit Stirnlampe, roten Blitzleuchten und Leuchtstreifen ist Wolfgang Andreas nicht zu übersehen. Der 67-Jährige hat auf seiner Pilgertour einen Abstecher nach Bodenwerder gemacht, um Willi Tacke und Familie zu besuchen. "Wir haben uns im August in Masuren kennen gelernt", erklärt Willi Tacke, der dort ein Feriendomizil hat. Die beiden Männer verstanden sich auf Anhieb prima und verabredeten ein Wiedersehen in der Münchhausenstadt. Auf der Homepage von Wolfgang Andreas ist zu lesen, dass der aus Schlesien Vertriebene als Pfadfinder, Lehrer und Sportler sich und seine Umgebung "immer ans Laufen gebracht" hat. "Die Reise zu Fuß ist - wenn möglich - das Wahre!", ist der Wanderer überzeugt. Seinem Namen verdankt er die Idee, über Europa ein Andreaskreuz zu wandern. So war er im Jahr 2000 rund 3000 Kilometer von seinem Heimatort Paderborn/Altenbüren über den Jakobusweg nach Santiago unterwegs, 2004 lief er 6000 Kilometer vom Nordkap bis zur südlichen Spitze Siziliens und im Juli diesen Jahres brach er in St. Petersburg auf und wanderte den alten Pilgerweg über Tallin, Riga, Thorn, Berlin, Magdeburg und Braunschweig zurück in seinen Heimatort. Ein Andreaskreuz auf der Europakarte. Insgesamt hat Wolfgang Andreas damit eine Strecke von 12000 Kilometern bewältigt, die auf der Europakarte wie ein Andreaskreuz aussieht. "In Hildesheim ist er noch um 22 Uhr zur Weiterwanderung aufgebrochen ", erzählt Willi Tacke. Wollte Andreas ursprünglich über den Lauensteiner Berg weiterwandern, machte er jetzt einen Abstecher nach Bodenwerder. Hier bei dem Ehepaar Willi und Hella Tacke gefiel es ihm so gut, dass er drei Tage blieb. "Wir haben ihm Bodenwerder, die Poller Burg, das Hehlener Schloss und die Umgebung gezeigt", so Willi Tacke. Während der Wanderer üblicherweise - auch bei kalten Temperaturen - in seinem Zelt schläft, so genoss er hier den Luxus eines warmen Bettes und Bades. Bei gemütlichen Abenden am Kamin lauschten die Tackes den Geschichten des Wanderers, denn seine Erlebnisse sind faszinierend - und wenn die Stimmung stimmt, dann singt der Abenteurer auch zu seinen Gitarrenklängen. Der Aufenthalt im Weserbergland hat den 67-Jährigen begeistert und ihn an ein Gedicht von Eichendorff erinnert: "Ich reise übers grüne Land". In seinem Reisebericht im Internet ist allerdings auch zu lesen, dass das Gedicht "bis auf die grüßenden Leut" stimme. Die seien eher erschrocken gewesen, dass sie von ihm freundlich gegrüßt wurden und hätten nicht zurückgegrüßt! Aber ansonsten ist ihm Bodenwerder bei Hella und Willi Tacke nur in allerbester Erinnerung geblieben. Und wieder einmal hat er am eigenen Leibe erfahren: "Man wird von Tag zu Tag gesünder - denn es liefe vieles besser, wenn man mehr liefe".
162. Tag
Sonntag, 16.12.2007, 40km
Bodenwerder - Lügde - Steinheim (m.d.Bahn zurück nach Bodenwerder), herrlicher Wandertag im Weserbergland
Wenn ich die Strecke schaffen will, muss ich früh wegkommen. 6.30 h verlasse ich das Haus und treffe auch nur selten Menschen auf der Strasse. Volle Blinkerausrüstung angelegt: Stirnlampe, rote Blitzleuchten, Leuchtstreifen. Als die Sonne kommt, kann ich wunderbare Aufnahmen schiessen. Wir werden sehen. Nach langer Zeit spiele ich auch wieder während des Gehens auf der Mundharmonika. Sonne und Landschaft bestimmen den Hang zum Musizieren. Viele Dichter haben das beschrieben:
Der Morgen tut ein´ roten Schein, Den recht mein Herze spüret. Da greif ich in die Saiten ein, Der liebe Gott mich führet.
So silbern geht der Ströme Lauf, Fernüber schallt Geläute, Die Seele ruft in sich: Glück auf! Rings grüssen frohe Leute
. (Eichendorff, Ich reise übers grüne Land)
Alles stimmt, bis auf die grüssenden Leute. Die sind eher erschrocken, dass sie jemand grüsst und grüssen nicht zurück. Das fiel mir hier in der Gegend schon häufig auf. In Lügde kann ich an einem Cafe nicht vorbeigehen das Mohnstreuselkuchen mit Sahne anbietet. Zwei Portionen gegessen. Überall wird geweihnachtsmarktet, hier im Ort spielt ein Posaunenchor. Etwas Atmosphäre. Die Weihnachtsmarktkultur, die die deutschen Märkte so liebenswürdig machte, ist zugunsten von "Fress- und Bierbudenkultur" weitgehend zerstört. Nicht zuletzt durch die hohen Pachtgebühren, die die Städte von den Buden kassieren. Bestimmt sprühen sie demnächst Pfefferkuchenduft aus Holzminden über die Weihnachtsmärkte. Berlin war das beste Beispiel. Die Nürnberger würden das alles nicht zulassen - aber auch nur, wenn sie mit ihrem historischen Flair nicht klotzig verdienen würden...„Weihnachtsmarktbustourismus“ nennt man das. Ich genehmige mir eine Currywurst . Weiter geht es am Schiedersee entlang auf guten Radwegen. Der Endspurt nach Steinheim findet bereits im Dunkeln statt. Die Bahnfahrt zurück zur Bahnstation Emmerthal dauert nur 25 Minuten. Die Strecke Bodenwerder ist stillgelegt. Willi steht am Bahnhof und Hella hat schon wieder leckeres Essen bereitet. Ich bin hundemüde. Essen, Abhängen. Es war ein strammer Marschtag!
Über der Weser im Bergland. Mein Gott, ist deine Welt schön!
"Hier habe ich so manches liebe Mal, mit meiner Laute gesessen..." An der Weser
Napoleon´s Platanen bei Bodenwerder. Damit seine Soldaten im Schatten marschieren konnten.
Sonnenaufgang an der Weser bei Bodenwerder
Fast zuhause. Landesgrenze ins Lippische
Lügde, liebevoll restaurierte Deelentür. Es wird langsam wieder fromm
Familie Tacke, 1 Sohn fehlt noch
163. Tag
Montag, 17.12.2007, 29 km
Bad Meinberg ( Steinheim) – Paderborn, herrlicher Wandertag, Sonne und Tiefnebel
Hella und Willi müssen in Bad Pyrmont ein repariertes Auto abholen Willi´s Hang zu kleinen Strassen führt uns in die Nähe von Bad Meinberg, so dass ich ihn bitte, mich dort auszusetzen. B1 und gleiche Höhe mit Steinheim. Das ist mir sogar lieber. Ich lade die Beiden zu einem Kaffee ein und dann geht es auf die Strecke.Hella versorgt mich noch mit Schokolade. Gute Frauen können niemanden ohne Proviant aus dem Hause entlassen...! Ich muss das Eggegebirge überqueren. An so etwas denkt kein Autofahrer. Etwas mehr Gas und die Egge liegt hinter ihm! Ganz anders der Wanderer. Er ist Teil der Natur und muss sie bezwingen, denn diese Natur ist dem Menschlein nicht nur wohl gesonnen. Im Gegenteil!! Diese Bedrohung können wir nicht erfahren, wenn wir den Benz an der Mühle parken und ein bisschen wandern... Wenn es zu kalt wird, geht’s zurück in die Klimaanlage und zur - Degeneration. Was macht man nicht alles mit durchgeknallten Managern! Da gibt es ja tolle Angebote! Hinaus in die Natur, am offnen Feuer sein Süppchen kochen, Biwaklager, Schnecken sammeln und braten. Wenn aber der beiheizte Container schon eine Ecke weiter geparkt steht, kann man die Aktion vergessen. Ich weiss, darüber lässt sich schön aus der überheizten Wohnung diskutieren. Wie aber unsere Altvorderen die Bude warm bekamen, das ist nachdenkenswert, und es stellt sich die Frage: Warum müssen wir eigentlich im Hemd in überheizten Räumen hocken und uns bei jedem Rausgehen gleich einen Pieps holen? - Die Radler und Fussgänger sind hier von der B 1 verbannt. Herrlich ist der parallel verlaufende Radweg über das Gebirge. Jetzt weiss ich erst einmal, warum hier auf den Waldparkplätzen immer so viele Wohnmobile im Wald parkend herumstehen. Reger Betrieb...Als die Egge überwunden ist, stehen auch wieder Wegekreuze am Strassenrande, die ich lange vermisst hatte: Paderborner Land, katholisch. In Schlangen spricht mich ein junger Bursche ganz aufgeregt an, ob ich wirklich von St. Petersburg zu Fuss käme...? Ich schenke ihm die Karte, aber er fährt weiter mit dem Rad neben mir her und fragt mich aus. Als ich die "Frikadelle" ansteuere, hat er auch Hunger und kommt mit mir in den Imbiss. Ich zahle ihm das Essen. Er strahlt. Ebenso die Dame hinter den Kochern, die mir am Ende auch noch einen Euro nachlässt Liebenswürdige Kleinigkeiten. Bald sehe ich den Hohen Dom von Paderborn auf mich zukommen. Ich rufe bei Gesine de Castro an, die das Büro des "Freundeskreises der Jakobuspilger" betreut. Dort war schon auf dem Wege vom Nordkap Platz für mich. Gesine will mich am Dom abholen. Es dämmert und ich sehe jetzt den streifig angestrahlten Turm des Domes. Die Arbeit des Pilgerbüros hat sich in den letzten Jahren enorm ausgeweitet. Alle wollen nach Santiago, alle brauchen Pässe und Informationen.
Im Sommer verunglückte der Vorsitzende des Freundeskreises, Prof. Dr. Theodor Herr, tödlich. Gesine sass mit im Wagen, lag einige Tage im Koma und kann ihren rechten Arm immer noch nicht voll einsetzen. Nun bleibt die Arbeit bei ihr, bis ein Nachfolger gefunden wird. Ich kannte den Professor gut und es ist schon ein besonderes Gefühl alles noch genauso vorzufinden - nur ohne ihn. Vor seiner grossen Fotografie steht eine Kerze. Das Foto stammt von mir. Man hat ihm einen anderen Kragen verpasst; was man heute so alles machen kann! Das Gesicht strahlt gütige Ruhe aus. Da bin ich auch ein wenig stolz. Gesine lade ich zum Essen ein und sie wählt den "Argentinier". Das Essen war gut, der Katzentisch weniger. So machen sie es häufig: DieVorbesteller bekommen die schlechten Tische, die Laufkundschaft die anderen! Ja, ja es war natürlich nichts mehr frei, weil man ja so spät anrief... Wetten dass...!
MEIN PILGERPASS VON ST. PETERSBURG NACH PADERBORN - (BRILON-ALTENBÜREN )
In der Anlage gibt es das "Credential del Peregrino / Camino des Santiago", den Pass, den Begleitbrief des Pilgers seit Beginn des Pilgerweges. Heute ist er eine Faltkarte auf der eine Reihe Stempel Platz haben. Um in den Refugien Aufnahme zu finden, muss man ihn unbedingt haben. Das gilt vor allem in Spanien und in Frankreich wenn man sich den Pyrenäen nähert. Auch benötigt man ihn in Santiago, um die begehrte "Compostella" zu erhalten, die schöne Urkunde üben den gelaufenen Camino. Auf meiner Nordkap-Sizilien-Pilgerreise und der Pilgerreise von St. Petersburg, war der Pass mehr ein Sammelbuch für Erinnerungen . In den allermeisten Fällen gab man mir gerne einen Stempel in den Pass. Vom schmucklosen Adresssstempel bis zum wertvollen Siegel. Gebraucht hätte ich ihn nicht, er ist aber eine herrliche Erinnerung, denn jeden Stempel umgibt eine Geschichte. So ging ich nach der Bischofsmesse am Abend in Liegnitz in die Sakristei. Exzellenz zog sich gerade die Albe ab. Eine Schwester fing mich an der Tür schon ab. Einen Stempel...?? Ach, ja! Santiago. Wo haben wir denn einen? Sie kramte in einer Schublade herum. Hier ist einer ! Auf diese Weise erhielt ich den seltenen Beglaubigungs-Stempel in meinen Pass, dass ich am ... in der Kathedrale von Liegnitz die Erste Heilige Kommunion empfangen hatte....! Den Pass erhält man für eine kleine Gebühr bei den Jakobusgesellschaften in der Nähe oder aber auch an bestimmten Stellen des Camino, z.B. in Roncevalles, dem ersten spanischen Ort auf der Höhe der Pyrenäen.- Gesine de Castro in Paderborn ist rührig mit der Ausstellung und blitzschnell war der Pass bei mir. Da ich wusste, dass ich mehrere hundert Stempel sammeln werde, klebte ich die Personalienseite des Passes in ein karriertes DIN A 6 grosses Heft, liess sie mit dem Pfarrstempel verbinden, halbierte die Seiten mit einem Querstrich und hatte nun Platz für -zig Stempel, Fotos meiner Familie, Ansichtskarten von Brilon, Liedertexten, Adressen vor und während der Reise und meinen täglichen Marschplan mit Kilometerangabe.
Einige Seiten des Buches scannen wir hier ein.
164. Tag
Dienstag, 18.12.2007, 28 km
Paderborn - Bad Wünnenberg, herrlicher Wandertag, kalt und sonnig
Im Gildenraum des Domes ist der Schrank der Jakobuspilger. Gesine gibt mir den Stempel, dann geht es noch zu Roland Gottwald ins Schulreferat und dann auf die Strecke nach Brilon, die ich ja schon kenne. In Wünnenberg , pardon, Bad Wünnenberg lauert mir Werner Klann auf, der mich ins Cafe einlädt. Das Pastorat ist nicht besetzt, so dass ich den Cafe-Stempel in meinen Pilgerpass drücken lasse. Das Geklöne und Kaffeetrinken dauert so lange, dass ich Werner bitte, mich die 25 km nach Hause mitzunehmen. Morgen früh um 7h will er mich dann wieder in Bad Wünnenberg absetzen. Kaffee und Teilchen waren schlecht und teuer, meinten wir beide. Das Bad muss sich doch erst noch mausern! Herzlichen Dank an Werner. Heisses Bad in der eigenen Badewanne. Altenbüren, morgen hast du mich ganz zurück!
Viele Heiligenhäuschen am Wegesrand. Katholisches Land, Sauerland
165. Tag
Mittwoch, 19.12. 2007, 25 km
Bad Wünnenberg –( Brilon) - Altenbüren, herrlicher Winterwandertag, Sonne und Tiefnebel
Werner Klann holt mich zu Hause ab und um 7.15h kann ich in Bad Wünnenberg wieder starten. Der frühe Vogel fängt den Wurm! Die letzten Kilometer. Wunderbarer Wandertag. Von Alme aus wähle ich den Weg über die Felder. Man kann den mächtigen Turm der Briloner Propsteikirche schon früh im Tiefnebel sehen. Der Boden ist gefroren und so habe ich mit dem Acker keine Probleme und kann mich von der Stadt, im wahrsten Sinne des Wortes, anziehen lassen. Als ich in Brilon einmarschiere, läuten die Glocken..., weil gerade bekannt wurde, dass der ehemalige Propst von Brilon, Dr. Wiesemann, zum Bischof von Speyer ernannt worden sei. Ich gehe durch die mächtige Kirche, kurzes Dankgebet, dann zum Pastorat, aber keiner öffnet. Mittagszeit! ( Mit meinem Bart sehe ich auch etwas abenteuerlich aus!). Werde mir den Stempel später holen. Bernd Sangermann von der Westfalenpost ruft mich an und macht ein Pressefoto vor dem Brunnen der Briloner Ortsteile. Morgen will er in Altenbüren vorbeikommen, um mehr von meiner Reise zu erfahren. Dort, wo meine Reise begann, an der Jakobuslinde an der Altenbürener Strasse, mache ich noch einmal Rast mit einem Liter Buttermilch und gehe dann die 3 km nach Altenbüren, wo mich die Familie Berndt erspät und herzlich begrüsst. Denen entgeht hier nichts am Ortseingang! Auch Jürgen Wrede hält an. Ich lade ihn zu einem Kaffee ein. Endlich, richtig zu Hause. Erst einmal kein Ultreia mehr! Gott sei Dank! Die lange, nicht ungefährliche Reise, ist ohne Schaden überstanden. So lässt sich gut Weihnachten feiern! Heisses Bad, abhängen! Da ruft ein Freund aus München an, Prof. Dr. Wondra, dass er heute Abend bei mir übernachten möchte. Da er in meinem Haus freien Ein- und Austritt hat, ist die Verfahrensweise nicht ungewöhnlich. Da er aber noch eine Dame mitbringt, muss ich Putzen....! Viel Arbeit nach 6monatiger Abwesenheit!!!! Dafür ist mir ein wunderbarer Chopin- und Schubertabend sicher, denn Peter spielt wunderbar Klavier. Nur mit dem Einheizen, der lange kalt gestandenen Wohnung, braucht es etwas Zeit. Dann müssen sich die Herrschaften eben die Jacken anziehen! Ich suche die Noten heraus. Impromptu As-Dur von Schubert möchte ich vor dem Schlafengehen hören. Es war so – aber auch 4 Uhr. Bernd Sangermann kommt um 10h. Ich werde mich mit dem Schlafen etwas beeilen
Der frühe Vogel fängt den Wurm! Sauerländisches Zaunstillleben.
Kreisgrenze zum Altkreis Brilon (bis 1970), heute beim Hochsauerlandkreis. Der Sinn dieses Riesengebildes im "Land der tausend Berge"ist heute noch nicht klar. Der HSK-Kreis ist so gross wie das Saarland. Pöstchenschacher, Bürgerweite und Rangelei um Kuchenteile.
"Begleitest mich, Du lieber Fluß..." Die winterliche Alme bei Brilon
Heiligenhäuschen bei Alme
Brilon versteckt sich noch im Nebel. Blick von Wülfte aus.
Brilon: Turmportal der Propsteikirche
Zuhause, 19.12.2007, 14.50 Uhr
Das "Andreas-Kreuz " über Europa ist gelaufen! 12 000 Kilometer liegen hinter mir.
Den Berndt´s entgeht am Ortseingang nichts! Briloner Tor. Mutter und Tochter, nicht zu leugnen! Leica und Lederhose bleiben, Mundharmonika muss neu!
Bernd Sangermann´s Artikel in der "Westfalenpost" vom 22. Dezember 2007
Brilon: Vor dem Brunnen der Ortsteile. 19.12.2007, 13h. Foto: Bernd Sangermann, Westfalenpost
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Die katholische Kirchengemeinde St. Heribert |
lädt zu einem Vortrag am Montag, dem 11.04.2005 um 1930 Uhr ins Nikoläum ein. Thema dieses bebilderten Vortrages ist die Pilgerreise von Herrn Wolfgang Andreas aus Altenbüren zum Grab des Apostels Jakobus ins spanische Santiago de Compostella. Anders als die meisten der jährlich vielen Tausend Pilger entschied er sich den kompletten Weg von Altenbüren bis zum Ziel zu Fuß zurückzulegen. Eine Wanderung die ihn quer durch Europa führte. Es gibt wohl keine bessere Gelegenheit Land und Leute entlang der Reiseroute kennen zu lernen, insbesondere wenn man mit sehr wenig Gepäck reist und gelegentlich auf fremde Hilfe angewiesen ist. Nach 101 Tagen und 3000km Fußmarsch erreicht er am 4. August 2000 sein Ziel. Santiago gilt als der drittwichtigste Wallfahrtsort der Christen nach Jerusalem und Rom. Dies ist auf mehrere Wunder zurückzuführen. Legenden zufolge soll der Heilige Apostel Jakob (span.: Santiago) nach Spanien gezogen sein um die heidnische Halbinsel zu christianisieren. Dieser Versuch schlug fehl, sodass er nach Jerusalem zurückkehrte, wo er dann im Jahre 44 enthauptet wurde. Die Legende besagt weiter, dass eine Christengruppe den Leichnam in einem Marmorsarg auf ein Schiff brachte. Dieses wiederum soll ohne Mannschaft, von einem Engel gesteuert in wenigen Tagen die galizische Küste erreicht haben. In der zweiten Hälfte des 8. Jh., erinnerte man sich dieser Legende. Sein Grab kannte zu diesem Zeitpunkt niemand mehr, aber eine wundersame Lichterscheinung gab einem Einsiedler am Beginn des 9. Jh den entscheidenden Hinweis und tatsächlich wurde auch ein Marmorsarg auf einem römischen Friedhof gefunden. Daraufhin wurde der Bischofssitz nach Compostella verlegt und Jakob zum Schutzheiligen des Königreiches ausgerufen. Als dann im Jahr 844 der Heilige in der Schlacht von Clavijo mit dem Schwert in der Hand erschien, und den Sieg über die Mauren sicherte, war der Aufstieg von Santiago zum Wallfahrtsort nur noch eine Frage der Zeit. Traditionell pilgert man auch heute noch auf dem Jakobsweg nach Santiago. Eigentlich gibt es nicht "den Jakobsweg" sondern es handelt sich um ein Wegegeflecht welches zum Ziel führt. Damals wie heute leben die Städte und Gemeinden an der Strecke von diesem Besucherstrom. Herbergen gibt es ausreichend. Aber auch die Bauwerke entlang der Strecke sind sehenswert, da sie schon sehr alt sind und über lange Zeit erhalten und gepflegt wurden. Der Jakobsweg diente wie kein anderer der Integration Europas. Die Pilger kamen aus Frankreich und Deutschland, aus Italien, Griechenland, den Niederlanden, England und Skandinavien. In ihrer Bedeutung für das Zusammenwachsen des Abendlandes, die gemeinsame religiöse Ausrichtung, das Aufblühen von Handel und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft kann die große gesamteuropäische Pilgerfahrt kaum hoch genug gewertet werden. Wolfgang Andreas, bekannt für seine lockere, amüsante und sympathische Vortragsart kommt dann auch zu folgendem Fazit: |
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1. |
Man wird von Tag zu Tag gesünder, denn es liefe bei vielen besser, wenn man mehr liefe. |
2. |
Wie wenig benötigt man um glücklich zu sein? |
3. |
Wer auf den "Camino-Kick" wartet, dem verbirgt er sich. Er kommt - wenn überhaupt -von selbst. |
4. |
Europa ist durch und durch ein christlicher Kontinent. Das bezeugen Menschen und Bauwerke auf Schritt und Tritt. Wer das zu unterdrücken versucht, wird mit sich und Europa scheitern. |
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Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei! (Artikel in der "Westfalenpost", April 2005) |
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Reede õhtul tabas SL Õhtulehe fotograaf Pärnumaal Häädemeeste ja Kabli vahel Jaagupi külas maailmaränduri, kes käib ainult jala.
Sakslane Wolfgang Andreas ütles, et alustas jalgsimatka 8. juulil Peterburist. "Ma olen tõesti hull mees, et seda teen. Aga see meeldib mulle!" lausus ta naerdes. Mehe eesmärk on jõuda oma koju Saksamaal Paderbornis. Teekonnal ööbib ta kämpingutes ja vahel kogunisti lageda taeva all. Sakslane on Euroopa mitu korda risti ja põiki läbi käinud, näiteks 2004. aastal kõndis ta seitsme kuuga Norrast Nordkapist Sitsiiliasse.
Kalev Lilleorg (Artikel in der estischen Zeitung " Rietas", Tallinn, Juli 2007)
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KILOMETERENDSTAND:
Juli ............................................605 km August.....................................651 km September............................... 454 km Oktober ...................................326 km November ...............................350 km Dezember ................................540 km
Gesamt gelaufene Kilometer 2926km Die direkte Strecke St. Petersburg - Paderborn - Brilon beträgt ca. 2400 km
KILOMETERSTAND DES ANDREASKREUZES.
2000: Paderborn - Santiago de Compostela ............................................... 2990 km Santiago de Compostela - Kap Finisterre............................................... 65 km Santiago zurück (Astorga)................................................ 150 km
2004: Nordkap (Nordkap)- Capo delle Correnti (Südlichste Spitze Siziliens) 5880 km 2007: St. Petersburg - Paderborn (Brilon-Altenbüren)..................................... 2926 km
Gesamtkilometer des ganzen Andreas-Kreuzes.............................................. 12011 km
DURCHWANDERTE STAATEN EUROPAS
Jahr 2000 Jahr 2004 Jahr 2007
Deutschland Norwegen Russland Luxemburg Finnland Estland Frankreich Schweden Lettland Spanien Dänemark Litauen Deutschland Polen Österreich Deutschland Italien Vatikanstaat
UND WAS FOLGT JETZT NOCH?
Viele Fotos aus dem Weg durch Deutschland und eine Menge Berichte, für die ich mir etwas mehr Zeit und Musse nehmen will werden in den nächsten Tagen eingestellt. Alle die lieben, netten Menschen, die mir halfen, bekommen ihren Bildplatz. Herrliche Bilder aus dem Spreewald, der Magdeburger Börde liegen schon bereit. Was bisher im Netz steht, ist ja frei in den Computer getippt worden, wie häufig gesagt, mit der Bitte um Nachsicht. Ich werde nun auch etwas Korrektur lesen. Jetzt habe ich ja Zeit!? Also, es kommen neue Fotos, Berichte über Land und Leute, meine Ausrüstung, meine Gesundheit, spezielle Abenteuer..etc. ein Grund mehr, einmal wieder vorbeizuschauen. Irgendwann bin ich dann in Klausur und werde das Buch schreiben.
WELCHE BERICHTE WERDEN NOCH VERFASST ODER BEFINDEN SICH SCHON IM NETZ:
Folgende Berichte folgen in nächster Zeit (oder stehen schon in der HP) und werden auch Inhalt meines Buches sein. Hinter den Bericht schreibe ich jeweils den Tag, an welchem er auf meiner Reise zu finden ist z.B.: ( P) 154. Tag, Dezember 2007. P= St.Petersburg - Paderborn; S=Paderborn - Santiago de Compostela; N= Nordkap - Sizilien
Titel des Berichtes: Wo der Bericht zu finden ist:
EUROPA - EIN CHRISTLICHER KONTINENT
GEDANKENLOSIGKEIT - DER URSPRUNG VIELER ÜBEL
KÖRPERLICHE VORBEREITUNG AUF DIE REISE...................... (P) 1.Tag, Sonntag 8. Juli 2007
MEINE AUSRÜSTUNG
SCHUHE UND STRÜMPFE.............................................................. (P) 30. Tag, August 2007
PLANUNG DER STRECKE.................................................................. (P) Anfang Juli, Vorbereitungen MIT DEM HANDY UNTERWEGS DURCH EUROPA.....................(P) 28. Tag, Juli 2007
MEIN LINIE AUF DER LANDKARTE .......................................... (P) Anfang Juli, Vorbereitungen
HYGIENE
MEIN KÖRPERGEWICHT IM LAUFE DER REISE MASUREN RÜSTET SICH ZUM WESENTLICHEN: VODKA (P) 60. Tag, September 2007 FOTOS MIT DER ALTMODISCHEN LEICA.................................. (P) 30. Tag, August 2007 POLNISCHES DUELL MIT FLASCHEN VODKA UND TISCH.... (P) 60. Tag, Septembeer 2007
ANLAUFSTELLE "Touristeninformation" Turistinformacia ...... (P) 130. Tag, November 2007 DIE INNERE MONGOLEI NIMMT MIR MEINE ÄUSSEREN SCHMERZEN..........................................................................................(P) 60. Tag, September 2007
VERPFLEGUNG
MEDIKAMENTE AUF DER PILGERREISE
KILOMETERBESTIMMUNG............................................................. (P) 26. Tag, August 2007
ÜBERNACHTEN
DER PILGER UND DIE KIRCHEN
DIE KOSTEN DER REISE
VERBINDUNGEN MIT DER HEIMAT/s.a. mit dem Handy ...
KATASTROPHENBERICHT EINES HEIMATURLAUBERS:Als
Mutti die Bude leerzog............................................................................(P) 95. Tag, Oktober 2007
SPRACHLICHE VERSTÄNDIGUNG.................................................... (P)130. Tag, November 2007
GEFAHREN ERKENNEN UND MEISTERN
DAS WETTER UND DER PILGER
DU GEHST NIEMALS ALLEINE...
AN DEN GRENZEN
WIE KOMMT MAN NACH ST.PETERSBURG? (P) Juli, steht im Vorspann nach dem "blauen Bericht" !
DIE AUTOFAHRER EUROPAS
DIE FRAUEN IN OSTEUROPA
DIE BALTEN UND EUROPA
DAS DEUTSCHE ERBE IN POLEN FUNDSACHE: DER HANDSCHUH DES HL. JAKOBUS...................(P)129. Tag, November 2007 ZU GAST BEI FREMDEN MENSCHEN .............................................(P)117. Tag, Oktober 2007
JOSEF FREIHERR v.EICHENDORFF-BESUCH IN LUBOWICE (P)103. Tag, Oktober 2007
DIE POLNISCHE KIRCHE
OSTEUROPA - DEINE DENKMÄLER
GANZ POLEN IST EINE MÜLLVERBRENNUNGSANLAGE.............(P)112. Tag, Oktober 2007
ALS DEUTSCHER IN OSTEUROPA
VERKEHRSMITTEL IN OSTEUROPA
WANDERN IN DER EHEMALIGEN DDR
HOMEPAGE AUS DER FERNE?
MEINE "BUSINESSCARD"
MEIN PILGERPASS, Credential del Peregrino.................................... (P)163. Tag, Dezember 2007
AUF DIE LEUTE ZUGEHEN!
MEIN WEG UND DIE MEDIEN
FREUNDSCHAFTEN DER REISE
MIT DEM HUT IN DER HAND...!
PREISE
LESERREAKTIONEN SPONSORING
FROHE WEIHNACHTEN! KLAR, FÜR DIEJENIGEN, DIE GUTEN WILLENS SIND. Die anderen können sich ja bei Bur-Malottkes „ Höherem Wesen“, das er verehrt, treffen. ( Heinrich Böll, Dr. Murkes gesammeltes Schweigen). Ich gehe, nach der Enkelkinderweihnacht (bei Marcel), vor Mitternacht in die Christmette! Zu den Benediktinern nach Meschede. Dort bekommt man 1500jährige christliche Weihnachts-Tradition als Geschenk zum Fest.( s. Reinhold Schneider: "N u r den Betern kann es noch gelingen..."). So kann man schnell die schnapsnasigen Weihnachtmänner vergessen! In dulci jubilo!
Bis bald! Euer bald nicht mehr müder Wanderer Wolfgang!
EIN GLÜCKLICHES UND SOMIT ERFOLGREICHES NEUES JAHR 2008 WÜNSCHE ICH ALL DENEN, DIE HIER VORBEIGESCHAUT HABEN. (Diesmal nicht nur denjenigen, die guten Willens sind!) Euer nun nicht mehr müder Wanderer Wolfgang.
KEINE SORGE ( SANSSOUCI VERFOLGT MICH STÄNDIG!), ES KOMMEN NOCH VIELE BILDER SEIT DER DEUTSCHEN GRENZE IN DIE HP! DIE SCANNEREI NIMMT HALT ZEIT IN ANSPRUCH! ICH MACHE JA NOCH ALTMODISCHE PAPIERFOTOS! DIE HABEN ES ABER IN SICH, WIE MAN SEHEN KONNTE. JA JA, DIE ALTEN LEICAOBJEKTIVE MADE IN WETZLAR - ICH GERATE INS NICHTSPONSORBARE TRÄUMEN! GOTT SEI DANK!
APRIL 2008
AM FREITAG, DEM 4. APRIL 2008, HALTE ICH IN PADERBORN EINEN VORTRAG ÜBER ALLE MEINE PILGERREISEN. SLEBSTVERSTÄNDLICH SIND MEINE FREUNDE HIERZU AUCH EINGELADEN! Wolfgang Andreas
MAI 2008
Das Schicksal des Daheimgebliebenen war mir eigentlich schon von vorneherein klar: Die altgewohnte Umgebung kehrt mir ihren Programmen und Bitten wieder zurück. So kommt auch eines Tages der Schützenmajor Manfred Göke, einer von Tausenden ehemaliger Schüler, - denn als Berufsschullehrer sammelt sich im Laufe der Jahre viel an! - und bittet mich, am 2.Schützenfesttag die Rede am Ehrenmal zu halten. Ich bin mir der Ehre bewußt. Doch, was sollst du einer Gesellschaft sagen, die von 17 - 80 Lebensjahren reicht? Klar war mir: würdig, ohne jegliches Pathos, europäisch muß ich die Herzen der Zuhörer erreichen, die ja alle irgendwie einen Verwandten unter den Kriegstoten haben. Zuerst muß ich versuchen die Zuhörer mit der Grausamkeit eines Krieges zu konfrontieren. Versuch der Aktualisierung mit dem sachlichen Heeresbericht vom 21. Mai 1918. Dann kann man über eden reden! - Selten habe ich nach einer Rede so viele nette Worte empfangen wie dieses Mal:
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